2
Hertzsterkung. Ich gieng am Abend wider
1690
3
frühe zur Ruhe, dekte mich wohl zu, vnnd
4
nach kurtzem
Examen schlafte ich ein wenig
5
ein; aber der Tummel im Leib wekte mich
6
bald wider auf, vnnd liesß mir wenig Ruhe.
7
darauf den 21. Maii befande ich
8
mich in etwas ringer, doch noch aller blöd,
9
vnnd wüsste eben nit, wie mir solches
10
Accidens zugezogen, dann es purgierte
11
mich noch beständig, vnnd dörfte ich mich
12
nit vnderstehen das Hohe Ampt zu singen, so
13
Herr Decan mir angetragen. Hab doch
14
die Heilige Mesß wohl halten können, vnnd bin
15
darnach vnder dem Hochen Ampt auf die Orgel
16
gangen, der Music zugehört, vnnd darmit
17
mich erquikt. Alß ich mich etwas
18
besßers befunden, bin ich Zum Nachtisch gangen,
19
vnnd dorten etwas weniges geesßen vnnd
20
getrunken, vnnd gleich darauf zu vnßerm
21
Herren Superioribus Conventus, dennen ich abge-
22
gnadet, damit ich mit Raht des Medici wider
23
reißen könnte. Ihre Fürstlich Gnaden gaben
24
mir darzu Gnädige
Licentiam vnnd
Benedi-Illustrissimus concedit Conventui
25
ctionem, vnnd verwilligten auch
Venerabili Conventui Vinum honorarium ad Vesperam.
26
meinetwegen ein guten
Vesper Trunk,
27
bÿ welchem ich auch selbsten ihnen aufge-
28
wartet, vnnd grosße Ehr empfangen,
29
nachgendts vnder der Vesper von ettlichen
30
ex Conventu vnnd Herrn Cantzleren biß zu Heilig
31
Creütz Cappell begleitet worden, da ich
32
zu Pferdt gesesßen, vnnd verreist.
__________________________________