[002v]
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Præfatio
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Voluntati obsecundans, iterum ad finem
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Anni 1690 ad Monasterium reverti, et Illustrissimi
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Principis mei Dispositioni mea humiliter subieci.La
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¦ Sed videbis, Lector Benevole, misericordissi-
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mam Dei hac in re dispositionem. Per octo
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illos in Einsidlensis Oeconomiae administratione
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impensos annos totus in saecularem abii, et
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licet nunquam Religiosus fuerimb, tunc tamen temporis
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maxime omnem fere disciplinam abieci, totum me
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ad exteriora et saecularia effundens.Lb ¦ Quare
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misericordissimus Dominus, ut occasionem Religiosae
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recollectionis mei subministraret, e tumultibus
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Oeconomicis Einsidlensibus, me transtulit in
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solitudinem Freudenfelsianam, quo loco in si-
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lentio et quiete meae potius saluti intenderem
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et a curis saecularibus liber, ad superiora magis
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aspirarem.Lc ¦ At vero inveteratus
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habitus, quem per plurium annorum seriem in
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hisce contraxi, tam erat pessime irradicatus,
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ut durum admodum fuerit contra stimulum calci-
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trare, ita ut licet in loco solitario sederem cor-
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pore, animus tamen mundum universum pererraret, et
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nugosis anxietatibus implicitus, plus esset ubi ama-
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bat, quam ubi animabat.Ld ¦ Miseratus igitur de-
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nuo piissimus Deus inutilis huius terrae ponderis,
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me rursum ad Monasterium revocavit, ac ut
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non esset, quod ab interna quiete turba-
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ret, occupationem dedit, quae tamen interiorem re-
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collectionem non solum non
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impediret, sed praeter otii fugam frequentius occa-
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sionem faceret introvertendi in interiora pectoris,
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et ea, quae inquietare possent, totaliter amo-
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veretLe
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  1. a Ergänzung durch Autor im Text. Rekonstruiert: "me" eingefügt.

  2. b Ergänzung durch Autor im Text. Rekonstruiert: "fuerim" eingefügt.

 

Zusatz-Fussnoten
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Latein
  1. La (lat) Diesem gnädigsten Wunsch leistete ich Folge, kehrte gegen Ende des Jahres 1690 wieder ins Kloster zurück und unterwarf mich demütig der Anordnung Seiner Fürstlich Gnaden.

  2. Lb (lat) Du aber wirst, geneigter Leser, in dieser Sache die barmherzigste Bestimmung Gottes erkennen: Während der acht Jahre, in denen mir die Verwaltung der Statthalterschaft Einsiedelns oblag, habe ich mich gänzlich der Welt zugewandt.

  3. Lc (lat) Und mag ich auch nie ein echter Mönch gewesen sein, so habe ich damals die Zucht erst recht verlassen und mich vollständig dem Äusseren und Weltlichen hingegeben. Aus diesem Grund hat mich der barmherzigste Herr aus dem Getümmel der Einsiedler Statthalterschaft in die Einsamkeit von Freudenfels verlegt, um mir die Gelegenheit zur religiösen Einkehr zu geben. An diesem Ort sollte ich mich in Ruhe und Frieden stärker um mein Seelenheil kümmern und, von weltlichen Sorgen befreit, mehr nach dem Höheren trachten können.

  4. Ld (lat) Allerdings hatte die alte Gewohnheit, die ich mir während vieler Jahren angeeignet hatte, auf übelste Weise Wurzeln geschlagen, sodass es überaus schwer war, „gegen den Stachel auszuschlagen“ (Act. 26,14), in der Weise, dass mein Körper sich zwar nun an einem einsamen Ort befand, mein Geist aber über den ganzen Erdkreis irrte und sich, in lächerliche Sorgen verstrickt, mehr dort befand, wo er liebte als wo er lebte.

  5. Le (lat) Also gab der gütigste Gott wieder sein Erbarmen über das unnütze Gewicht dieser Erde zu verstehen, rief mich ins Kloster zurück und übertrug mir, damit ich in meiner inneren Ruhe auch nicht gestört würde, eine Beschäftigung, die einer inneren Andacht nicht nur keineswegs hinderlich wäre, sondern mir auch die Gelegenheit gäbe, Müssiggang zu vermeiden und regelmässig ins Innere meines Herzens zu blicken, und die ferner das, was mich in Unruhe versetzen könnte, gänzlich von mir fernhielte und mir zugleich die angenehme Möglichkeit gäbe, die Kapelle der Gottesmutter wie ein privates Heiligtum tagtäglich ohne Hindernis aufzusuchen.