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veticæ incommodo, cui exinde panis pretiosus, multam pau-
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peribus maxime miseriam, et nostro etiam Monasterio (cui pro 3000
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florenis triticum coemendum fuit) satis magnam indigentiam causavit,
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et metum pro anno sequente maxime caritatis.La Verum
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qui de nihilo cuncta creavit, et de paucis granis ingentem messem
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crescere facit, benedictione sua in posterum gratiose nos in intue-
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bitur, si ex obligatione nostra, famulatui eius debite nos impendere
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voluerimus. Sic enim nos visitat, sicut eum colimus.Lb In ulti-
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mis dein Mensibus, quia ad Vindemias primo in Gachlingen et
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Freudenfels de mandato Illustrissimi Principis mei abeundum, et quod
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Reverendus Pater Pius Kreuuel Œconomus in Freudenfels periculosè decum-
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bens, negotiis œconomicis praeesse non posset, diutius ibi commoran-
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dum: denique etiam totaliter eo demigrandum mihi fuit, contigit ex
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tam longa mea absentia, non pauca notabilia in oblivionem
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defluere.Lc Studui tamen eo tempore, quo ad rationes Œcono-
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miæ Einsidlensis conficiendas in Monasterio a 29. Decembris Anni
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1688 usque ad 13. Ianuarii Anni 1689 moratus sum, aliqua passim
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corradere, et, uti tempus dabat, Diario huic inserere Domino propitiantea.Ld
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Animus alioquin erat, diarium hoc per omnem vitam meam conti-
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nuare. In quo licet et character et styleus, et oratiob in-
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sulsa sint, nec honestis oculis digna, arbitror tamen, post aliquot
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annorum curriculum posteris iniucundum cadere non posse, si gesta
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Priorum suorum legere, et quali quali in memoria habere potuerintc.Le
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Nunc, dum Sancta Obedientia me subito abstrahit ad alia, prom-
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ptus obsequor stylumque abrumpo: spero tamen alia manu longe
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digniore, styloque et calamo multo excellentiore Acta ist-
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hæc prosequenda.Lf Tibi vero lector omnem a Deo felicitatem,
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mihi Misericordiam exopto, omnium defectuum et errorum
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væniam supplex precor, tuisque precibus me humillime com-
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mendo. Vale et vive. Dabam in Arce Freuden-
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fels die 17. Ianuarii Anno 1689.Lg
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  1. a Unsichere Lesung.

  2. b Unsichere Lesung.

  3. c Unsichere Lesung.

 

Zusatz-Fussnoten
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Latein
  1. La (lat) Ferner findest du den Bericht über die chaotischen Zustände gegen Ende des Jahres, die durch den französischen König im an Frankreich angrenzenden Machtbereich des Römischen Kaiserreichs hervorgerufen wurden. Davon war auch die Schweizer Heimat erheblich betroffen, da das Brot teuer wurde, was besonders den Armen grosses Leid bereitete. Auch in unserem Kloster (das für 3000 Florin Dinkel kaufen musste) führte dies zu erheblicher Not und liess uns einen noch grösseren Anstieg der Preise für das nächste Jahr befürchten.

  2. Lb (lat) Doch er, der aus dem Nichts alles erschaffen hat und aus kleinen Samen eine große Ernte wachsen ließ, wird uns in Zukunft gnädig mit seinem Segen beschirmen, wenn wir uns gemäß unserer Verpflichtung schuldigst in seinen Dienst ergeben. So, wie wir ihn verehren, wird er uns aufsuchen.

  3. Lc (lat) In den letzten Monaten musste ich dann auf Geheiss Seiner Fürstlich Gnaden zuerst zur Weinlese nach Gachnang und dann nach Freudenfels, wo ich länger bleiben musste, weil der ehrwürdige Pater Pius Kreuel, der Statthalter von Freudenfels, schwer krank war und seinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte. Schließlich musste ich ganz dorthin übersiedeln und es ergab sich infolge meiner langen Abwesenheit, dass viele erwähnenswerte Dinge in Vergessenheit gerieten.

  4. Ld (lat) Dennoch bemühte ich mich in jener Zeit, als ich mich zur Erledigung der Geschäftsrechnungen im Kloster aufhielt, nämlich vom 29. Dezember 1688 bis zum 13. Januar 1689, einiges von hier und dort zusammenzutragen, und, sofern es die Zeit erlaubte, mit Hilfe Gottes in dieses Tagebuch einzutragen.

  5. Le (lat) Ich hatte eigentlich im Sinn, das Tagebuch während meines ganzen Lebens fortzuführen. Mag darin auch Sprache und Stil und alles recht ungeschliffen sein und ehrbaren Augen nicht würdig, so glaube ich dennoch, dass es nach einigen Jahren der Nachwelt nicht unangenehm sein wird, wenn sie über die Taten ihrer Vorgänger lesen und diese in wie auch immer gearteter Erinnerung behalten können.

  6. Lf (lat) Nun aber, da mich der heilige Gehorsam zu anderen Aufgaben führt, folge ich bereitwillig und breche das Schreiben ab. Ich hoffe dennoch, dass eine bei weitem würdigere Hand in besserem Stil diese Darstellung weiterführen wird.

  7. Lg (lat) Für alle meine Vergehen und Fehler bitte ich kniefällig um Vergebung und empfehle mich demütigst deiner Fürbitte. Lebe wohl! Geschrieben auf Schloss Freudenfels, am 17. Januar 1689.