[002r]
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Praefatio
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Postquam octo fere annis Oeconomiam Einsid-
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lensem indignus et indigne administrassem,
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contigit, Reverendum Patrem Pium Oeconomum in Freuden-
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fels graviter circa tempus vindaemiarum
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aegrotare.La ¦ Cui imprimis in aliquam officii
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provisionem vindaemiis saltem durantibus me sub-
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misit Illustrissimus Princeps nostera: mox vero ob debilitates Reverendi Patris Pii de die
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in diem ut videbatur crescentes, ita ut de vita
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ipsius spes nulla fere esset, etiam in officium illud
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succedere iussit, cum mandato, ut Reverendus Pater Pius
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quovis modo possibili ad Monasterium reveheretur,
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nisi morbi gravitas impossibilitatem praestrueret.Lb
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¦ Cum igitur in Sancta Obedientia circa finem Anni 1688
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in Freudenfels devenissem, cernens, me ibi to-
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tum solitarium, et ab omni fere hominum consortio
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separatum esse, ne torpescerem otio, coepi nunc
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in scribendo foeudali libro, nunc in Musica,
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nunc in scribendo isthoc diario, praeter negotia
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quotidiana tum rei domesticae, tum Iurisdictio-
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nalium (quae multa fere quotidie erant)
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me occupare, nescio an utiliter; etsi sperem
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per hoc me saltem otium fugisse malorum
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omnium fomitem.Lc ¦ Durabam in huius
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Oeconomiae administratione duos fere annos,
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cum videbatur Reverendissimis Dominis Superioribus meis,
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iterum me ad Monasterium revocare, et ad munus
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Archyvistae applicare.Ld ¦ Cui gratiosissimae
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VoluntatiLe
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  1. a Ergänzung durch Autor am Seitenrand. Rekonstruiert: "Illustrissimus Princeps noster" eingefügt.

 

Zusatz-Fussnoten
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Latein
  1. La (lat) Nachdem ich Unwürdiger fast acht Jahre lang die Statthalterschaft Einsiedeln auf unwürdige Weise verwaltet hatte, geschah es, dass der hochwürdige Pater Pius, der Statthalter von Freudenfels, zur Zeit der Weinlese schwer erkrankte.

  2. Lb (lat) Um diesen, solange die Weinernte andauerte, bei der Verrichtung der Amtsgeschäfte zu unterstützen, sandte mich Seine Fürstlich Gnaden, unser Abt, nach Freudenfels. Bald aber befahl er, weil sich die Gesundheit des hochwürdigen Pater Pius von Tag zu Tag sichtbar verschlechterte, dass es für sein Leben fast keine Hoffnung mehr gab, dass ich auch in jenem Amt nachfolge, mit dem Auftrag, den hochwürdigen Pater Pius, falls die Schwere der Krankheit dies nicht verhinderte, auf jede nur mögliche Weise zum Kloster zurück zu bringen.

  3. Lc (lat) Nachdem ich nun dem heiligen Gehorsam Folge geleistet und gegen Ende des Jahres 1688 nach Freudenfels gegangen war, erkannte ich, dass ich dort völlig allein und von menschlichem Kontakt fast gänzlich ausgeschlossen war. Um im Nichtstun nicht zu erstarren, begann ich neben meinen alltäglichen Aufgaben in der Gutsverwaltung und der Rechtsprechung, die fast täglich in grosser Zahl anfielen, mich bald mit dem Schreiben einer Lehensrechtssammlung, bald mit musikalischen Kompositionen, bald mit dem Schreiben dieses Tagebuchs zu beschäftigen. Ob auch zu gutem Nutzen, weiss ich nicht. Ich will aber hoffen, dass ich mich dadurch wenigstens der Musse, dem Nährboden aller Laster, entziehen konnte.

  4. Ld (lat) Fast zwei Jahre hielt ich bei der Verwaltung dieser Statthalterschaft schon durch, als es meinen hochwürdigsten Herren Oberen gefiel, mich wieder ins Kloster zurückzurufen und mir das Amt des Archivars zu übertragen.

  5. Le (lat) Diesem gnädigsten Wunsch leistete ich Folge, kehrte gegen Ende des Jahres 1690 wieder ins Kloster zurück und unterwarf mich demütig der Anordnung Seiner Fürstlich Gnaden.